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- Hoffnung für die leidende Kreatur - von Eugen Drewermann

... Natürlich wird die Last und der Druck einer immer enger werdenden Welt im heutigen Wirtschaftsleben, solange es geht, ungehemmt an die Tiere weitergegeben, und auch hier scheint die christliche Lehre von der Unsterblichkeit allein des Menschen jede Art von Quälerei ideologisch zu legitimieren. Aus den Engpässen der Versorgung mit Rohstoffen und Waren hat seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts wesentlich die Industrialisierung herausgeführt, und so lag der Glaube nahe, auch in der Landwirtschaft mit industrieähnlichen Methoden die "Erträge" der Nahrungsmittelproduktion wesentlich verbessern und steigern zu können. Mit derselben zweckrationalen Mentalität, mit der man Steinkohle abbaut, geht man heute heran, Tiere als Schlachtfleischlieferanten in riesigen Massentieranstalten maschinell so lange konsumgerecht zu züchten und zu mästen, bis sie verkaufsrentabel den Weg in die Todesfabriken der Schlachthöfe antreten. Bereits im Jahre 1986 wurden in der BRD 36% aller Rinder (einschl. Kälber) in Großbeständen von über 100 Tieren gehalten, über 66% der Mastschweine, 83% der Legehennen wurden in Beständen von über 1000 Tieren gehalten, bei den Masthühnern betrug die Zahl sogar 99%. Die Bedeutung dieser Zahlen wird erst wirklich klar, wenn man sich vor Augen hält, wie das Leben etwa eines "Mastkalbes" heute aussieht: Acht Tage nach seiner Geburt - mit einem Gewicht von 40 kg - wird das Tier von seiner Mutter getrennt und in die agrarindustrielle Mastanstalt transportiert, wo es prophylaktisch mit Medikamenten aller Art vollgepumpt wird. Dann wird das Tier an einen Magermilchtrunk gewöhnt. Dieser führt in vielen Fällen zum Durchfall. Folge: Die Tiere trocknen aus. Um sie am Leben zu erhalten, kommen sie an einen Tropf. In einem abgedunkelten Stall, eingezwängt in eine kleine Holzbox, werden die Tiere nun größer und brauchen mehr Futter. Nun wird aber nicht die Futtermenge erhöht, sondern die Konzentration der Nährstoffe darin. So wird das Futter bald eine Art Pudding, mit dem der Durst nicht mehr gestillt werden kann. Dennoch gibt es kein Wasser, damit die Tiere immer heißhungrig auf den Pudding sind. Schließlich muss das Kalb jeden Tag mehr als 1 kg zunehmen. Damit es nicht wieder zum Durchfall kommt, wird der Pudding auf 38 Grad erwärmt. Das wiederum führt dazu, dass die Tiere beim Essen schwitzen. Juckreiz tritt auf, beim Kratzen mit der Zunge werden Haare ausgerissen, die in den Pansen wandern und dort vor sich hinfaulen und Giftstoffe entwickeln, bis das Tier geschlachtet wird. Damit das Kalbfleisch später eine schönweiße Farbe erhält, wird peinlich darauf geachtet, dass nur sehr wenig Eisen im Pudding ist. Dadurch werden die Tiere blutarm. Sie bekommen schwere Atembeschwerden und Kreislaufstörungen. Nach diesem Vorbild müssen heute jährlich allein in BRD rund 250 Millionen Tiere dahinvegetieren. Hühner in Käfigen, denen in ständigem Dämmerlicht auf schräg abfallenden Drahtböden gerade die Fläche einer Schreibmaschinenseite als Lebensraum zur Verfügung steht. Kälber, eingekerkert in vier einge Bretter, die diesen Sarg nur einmal in ihrem qualvollen Leben verlassen - auf ihrem letzten Gang zum Metzger. Ferkel in Drahtkäfigen, Schweine in lebenslanger Anbindehaltung, ohne Einstreu auf Betonböden, einzige Bewegungsmöglichkeit - aufstehen - hinlegen. Kühe, ein Leben lang an einer Kette von 40 cm Länge angebunden.
Wie groß eigentlich ist die moralische Blindheit oder Bestechlichkeit sogenannter wissenschaftlicher Gutachter, die es fertigbekommen, diese unglaublichen Praktiken gegenüber dem Gesetzgeber noch als "artgerechte Tierhaltung" attestieren zu können? Und was soll man von Gesetzen halten, die offensichtlich niemand zu halten braucht, sobald sich nachweisbar ein "ökonomischer Gewinn" selbst aus einer noch so monströsen Tierquälerei erzielen lässt! .....

Will man so etwas? Nur die Verbraucher können diesen Zustand verändern.




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