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Die Misshandlung von Tieren zählt in Spanien zu den populärsten Volksbelustigungen. Warum sind wir immer noch so unzivilisiert, fragt eine der größten Zeitungen ratlos
Madrid

Erst jagten sie ihn johlend durchs Dorf. Dann ging es über eine Brücke. Und als der wackere Stier auf ein freies Feld zustürmte, in der Hoffnung in die Freiheit zu entkommen, sah er sich plötzlich Dutzenden von Lanzen gegenüber. Mit denen stachen die Dorfbewohner von Tordesillas, die zu Fuß oder auch zu Pferd gekommen waren, auf den Koloss ein. Von allen Seiten. Immer tiefer rammten sie ihm die Speere in den Leib.
Öffentlich Hinrichtung
Diese öffentliche Hinrichtung war der Höhepunkt des Volksfestes in dem spanischen 9000-Seelendorf Tordesillas, das knapp 2 Autostunden nördlich von Spaniens Hauptstadt Madrid liegt. Wenigstens quälende zehn Minuten dauerte es, bis der stolze 575 Kilo schwere Kampfstier blutüberströmt zusammenbrach. Diese "Fiesta der Tierquälerei" so klagen die zahlreichen Kritiker, ist wohl kaum im Sinne der Schutzpatronin dieses Bauernfestes, der Jungfrau Maria.
"Dieses grausame Spektakel", empört sich etwa David Hammerstein, "zeigt eines der hässlichsten Gesichter der Tiermisshandlung in Spanien". Eine fragwürdige Volksbelustigung, die übrigens "erlaubt und auch finanziert wird von der öffentlichen Verwaltung". Hammerstein sitzt für Spanien als grüner Abgeordneter im Europaparlament. Und er zählt zu den Anführern der wachsenden Bewegung jener Stierkampfgegner und Tierschutzfreunde in Spanien, die das Verbot dieser "barbarischen Torturen" fordern.
Zu diesen mittelalterlich anmutenden Festen der Grausamkeit, die von den spanischen Traditionshütern als "Kulturpflege" verteidigt werden, gehört auch, dass mancherorts Stiere von einer ausgelassenen Menschenmenge als lebende Zielscheiben für Dartpfeile missbraucht werden. Oder mit brennenden Hörnern und kohlendem Schweif zur allgemeinen Belustigung durch die Straßen getrieben werden. "Arum sind wir immer noch so unzivilisiert?", titelte Spaniens größte Tageszeitung "El Pais".
"Diese Art des Volksvergnügens empört die große Mehrheit der Bürger. Und es bringt unser Land, das so fortgeschritten sein will, in Verruf", urteilt die spanische Tierschutzorganisation ADDA. In der Tat zeigen Umfragen, dass sich auch in Sachen Tierschutz in Spanien etwas ändert: Nur noch eine Minderheit der Spanier, etwa 25 %, finden z. B. Stierkämpfe noch gut, die tausendfach im ganzen Land stattfinden. Auch das Fernsehen hat die Übertragung von Stierkämpfen eingestellt.

Entenschleudern

Einige besonders umstrittene "Fiestas", bei denen Tiere zu Tode gequält wurden, sind inzwischen verboten worden. Etwa das "Entenschleudern", "Hühnerköpfen" zu Pferde, "Halsumdrehen" von Gänsen. Oder auch das Werfen von Ziegen, die von hohen Kirchtürmen aufs Straßenpflaster flogen. Hahnenkämpfe gibt es dagegen weiter.

Das Herunterschreiben dieser Zeilen kostet mich sooo Überwindung.
Aber da muss ich durch - ich hoffe es bewegt sich was!





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